Am 15. August (gr. "Δεκαπενταύγουστος" / Dekapentavgoustos) findet in Griechenland das höchste Fest zu Ehren der Gottesmutter, der Panagia, statt. Es ist zugleich eines der größten Kirchweihfeste des Landes und wird deshalb häufig auch als das „Ostern des Sommers“ bezeichnet.

Tradition Panigíria
Die Feierlichkeiten starten am 1. August mit einer Fastenzeit und finden ihren Höhepunkt am 15. August. In dieser Zeit werden verschiedene Bräuche und Traditionen mit langjähriger Geschichte wiederbelebt. Auf vielen griechischen Inseln wird zu diesem Anlass der Epitaph zu Ehren der Gottesmutter geschmückt und umhergetragen. Auf die Prozessionen folgen meist Feierlichkeiten (gr. "Πανηγύρια" / Panigiria) mit Musik, Tanz und gemeinsamem Essen auf dem Kirchhof oder Dorfplatz.
Wie gefeiert wird, ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Hohe kirchliche und politische Würdenträger sind an diesem Tag in Kirchen und Feierlichkeiten anwesend, um die Bedeutung des Tages für die orthodoxe Kirche hervorzuheben.
Wallfahrtsorte und Pilgerfahrten
So mancher Pilger macht sich in dieser Zeit auf zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten in Griechenland: Hierzu zählen die Kirche der Jungfrau Evangelistria auf der Insel Tinos und das Kloster der Panagia Soumelá am Fuße des Berges Vermio in Nordgriechenland.
Die Ikone der Marienkirche von Tinos gilt als wundertätig: Viele Gläubige legen ein Gelöbnis auf die Gottesmutter und machen sich auf die Pilgerreise, um dieses Gelöbnis zu erfüllen. Einige Kranke übernachten sogar die Nacht davor in der Kirche – sie erhoffen sich dadurch Heilung. Andere wiederum legen den letzten Teil des Weges hinauf zu der Wallfahrtskirche auf Knien zurück.
Das Kloster Panagia Soumelá im nordgriechischen Véria wurde 1951 von den Flüchtlingen von Pontos in Erinnerung an das gleichnamige historische Kloster erbaut, dessen Ruinen sich auf dem Berg Mela in der Nähe von Trabzon von Pontos (Nordtürkei) befinden. Für die Pontosgriechen ist sie Symbol für die verlorene Heimat und spirituelles Zentrum.
Hier werden die wundersame Ikone der Gottesmutter Panagia, die der Überlieferung der orthodoxen Kirche nach vom Evangelisten Lukas eigenhändig gemalt worden sein soll, und ein Splitter des Heiliges Kreuzes aufbewahrt.
Feierlichkeiten in der Familie
Übrigens feiert an diesem Tag fast die Hälfte der griechischen Bevölkerung Namenstag: Maria/Marios, Panagiota/Panagiotis, Despina, Simela. Tradition ist es dann, für Familie und Freunde, die zum Gratulieren vorbeikommen, mit kulinarisch selbstgemachten Spezialitäten zu versorgen: ein leckerer Bauernsalat aus regional angebauten Tomaten und Gurken mit reinem Olivenöl, Fetakäse und feinen Kräutern darf ebenso wenig fehlen wie eine große Auswahl an Mezedes und reichlich (Lamm-)Fleisch!
Zeitmarke Dekapentávgoustos
Im alltäglichen Leben stellt der Dekapentavgoustos zugleich eine Art „Zeitmarke“ dar: In der Regel beginnt das hochsommerliche Wetter um Mitte August umzuschlagen, für viele Griechen naht das Ende der Ferien- und Urlaubszeit. Ist es dann soweit und kehren alle zurück zur Arbeit, wünscht man sich schon „einen guten Winter“ (gr. "Καλό χειμώνα" / Kalo Chimona) und vergessen manchmal, dass da noch der Herbst dazwischen liegt, in dem es immer noch warm und sonnig ist.
Kommentar schreiben